Teil 6: Welchen Einfluss hat die Psyche auf den Kinderwunsch?

Liebe interessierte Kinderwunsch-Blog-Leser*Innen,

Dieser Artikel meines Kinderwunsch-Blogs beschäftigt sich mit der Frage, ob die Psyche einen Einfluss auf die Erfüllung des Kinderwunsches hat. Die Forschung kann aus psychoanalytischer Sicht keine Unterschiede zwischen Frauen, die Kinder empfangen können und unfruchtbaren Frauen finden. Die hohe psychische Belastung wird eher als Begleiterscheinung gesehen, als dass sie eine Ursache für eine ausbleibende oder nicht dauerhafte Schwangerschaft wäre.  

Die psychosomatische Forschung im Bereich der ungewollten Kinderlosigkeit setzte ihren Fokus ursprünglich auf potenzielle psychologische Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit. Dabei wurde darauf geschlossen, dass Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch einen unbewussten Konflikt mit der Übernahme der mütterlichen Rolle hätten. Mittlerweile hat die Wissenschaft diese Annahmen jedoch widerlegt und ist zu der Erkenntnis gekommen, dass psychoanalytisch aufgefundene Themen bei infertilen Frauen, wie unbewusste Ängste, Zurückweisung der mütterlichen Rolle, etc. genauso häufig bei Frauen auftauchten, welche keine Probleme mit der Fruchtbarkeit hatten. Das heißt, als verhaltensbedingte, psychosozial bedingte Ursache für unerfüllten Kinderwunsch wird nur angesehen, wenn aktiv gegensätzliche Maßnahmen getätigt oder Entscheidungen getroffen werden, die für die Fruchtbarkeit schädlich sind. Diese Erkenntnis kann für manche Frauen sehr wesentlich und erleichternd auf ihrem Kinderwunschweg sein.

Für manche Frauen ist es auch belastend, dass die Ernsthaftigkeit ihres Kinderwunsches in Frage gestellt. Es wird unterstellt, dass sie sich zu wenig ein Kind wünschen oder sich auch zu intensiv an den Kinderwunsch klammern. Diese Betrachtungsweise ist unrichtig und stigmatisierend, da sie idiopathische Infertilität mit psychisch bedingter Fruchtbarkeitseinschränkung gleichsetzt. Hinter dieser medizinisch ungeklärten Unfruchtbarkeit stehen jedoch auch Diagnosen, welche mit aktuell vorhandenen medizinischen Methoden nicht zu diagnostizieren sind (eventuell auch genetisch, organisch, seelisch oder altersbedingt). Der Kinderwunsch an und für sich ist bei den meisten angehenden Eltern ambivalent: neben den positiven Vorstellungen über Schwangerschaft und Elternschaft gibt es meist auch Ängste zu Geburt und den zu erwartenden Veränderungen in den Rollen als Mutter/Vater und in der Partnerschaft. Dies soll verdeutlichen, dass eine Unterscheidung in einen „gesunden“ vs. „fixierten“ oder „richtigen“ vs. „falschen“ Kinderwunsch ausgesprochen fragwürdig ist. 

Das starke psychische Leiden von Kinderwunschpaaren, deren unerfüllter Wunsch bereits seit längerer Zeit besteht oder bereits mehrere Behandlungszyklen erfolglos waren, wird aus professioneller Sicht heute als Begleiterscheinung und nicht mehr als Ursache von Kinderlosigkeit betrachtet. Diese durchlebte Lebenskrise birgt in vielen Fällen auch ein Potential der seelischen Weiterentwicklung, wenn ein Trauerprozess durchlebt und das kinderlose Paar Selbstbewusstsein und das Gefühl der Kontrolle, zumindest in anderen Bereichen ihres Lebens, wieder erlangt hat. Dieses Krisenkonzept sieht auch vor, dass für eine erfolgreiche Bewältigung die spezifischen Gefühle wie Verleugnung, Ärger, Wut, Schuld, etc. wahrgenommen und akzeptiert werden. Die psychosoziale Beratung unterstützt dabei, Klarheit über die eigenen Gefühle zu bekommen und die verschiedenen eigenen Handlungsoptionen in schwierigen Situationen auszuloten, um so den bestmöglichen Entscheidungsweg oder die am besten passende Vorgangsweise zu finden. Damit können Belastungen verringert und Wohlbefinden, Entlastung und Lebensfreude zurück gewonnen werden.

Mein Name ist Mag. Birgit Bichler und ich bin psychosoziale Beraterin, Mentaltrainerin, Trauerbegleiterin und Supervisorin und meine Vision ist es, den vielen Menschen mit Kinderwunsch ihren Lebensweg durch Coaching, Beratung oder Training ein Stück weit zu erleichtern. Danke für’s Lesen und Teilen der Erkenntnisse mit euren Lieben, Freunden und Bekannten!

Alles Liebe,

Birgit

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