Eine ungewollte Kinderlosigkeit führt zu einer tiefgreifenden Veränderung des Alltages und kann Menschen in eine Krise aus ambivalenten Gefühlen zwischen Hoffnung und Sehnsucht auf der einen Seite und Verzweiflung und Trauer auf der anderen Seite stürzen. Dazu gesellt sich die Angst, vielleicht niemals Mutter oder Vater werden zu können, was von den meisten Betroffenen als massiver Kontrollverlust erlebt wird. Darüber hinaus treten oft auch noch bisher unbekannte, heftige Neidgefühle auf andere Schwangere und Wut über das eigene Versagen oder das der Ärzte ein. Diese Gefühle sind in dieser Intensität häufig noch unbekannt und die Betroffenen beginnen sich für diese zu schämen. Auch die erlebte Unfähigkeit des Körpers, schwanger zu werden oder ein Kind zu zeugen, kann große Scham hervorrufen.
Da das Thema „unerfüllter Kinderwunsch“ in unserer Gesellschaft oft als Tabu gehandhabt und nicht offen über die Sehnsüchte, Enttäuschungen und Einschränkungen gesprochen wird, geschieht das Leiden häufig im Stillen und das Ohnmachtsgefühl verstärkt sich. Dies kann dazu führen, dass die Menschen in ihren Grundfesten bzw. Identitätssäulen erschüttert werden. Gerade hier ist eine psychosoziale Beratung äußert wertvoll und soll die Betroffenen ressourcenorientiert begleiten und stabilisieren, um wieder neue Perspektiven im Leben zu finden und die Selbstwirksamkeit für ein gelungenes, glückliches Leben zu aktivieren. Auch wenn sich ungewollt kinderlose Paare oft allein mit ihrem Thema sehen und scheinbar alle Frauen in ihrem Umfeld mühelos schwanger werden, zeigt sich doch deutlich, dass die ungewollte Kinderlosigkeit immer weiter ansteigt.
Angesichts der Hoffnungslosigkeit und der Ohnmacht, mit welchen sich Betroffene von ungewollter Kinderlosigkeit konfrontiert sehen, erscheint der Weg der Plan- und Machbarkeit der Fortpflanzungsmedizin als sehr heilsam. Das Gefühl der Kontrolle und Selbstwirksamkeit kehrt nach vielen Monaten des Kontrollverlustes wieder zurück: Das Unkontrollierbare wird vermeintlich wieder kontrollierbar. Diese Dynamik erklärt, wieso Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch auch nach vielen gescheiterten Behandlungszyklen, den Weg nicht verlassen wollen oder können und sich weiter an die Reproduktionsmedizin inklusive der enormen finanziellen und psychischen Belastungen klammern. Diese Illusion des Machbaren und der Hilfe zur Erfüllung des Lebenstraumes verzögert oder verhindert jedoch auch die Auseinandersetzung mit potenziell in Frage kommenden Alternativen zum leiblichen Kind. Auch hier setzt die psychosoziale Beratung an, um mit den Klienten einen Plan B für ein gelungenes Lebenskonzept zu erarbeiten. Bereits zu einem frühen Zeitpunkt kann als Denkoption eine Adoption, Pflegschaft oder ein gänzlich anderer Lebensplan angesprochen werden, um den Horizont der Möglichkeiten weit werden zu lassen und den einengenden Tunnelblick hinter sich lassen zu können.
Ich bin Birgit Bichler, psychosoziale Beraterin, Mentaltrainerin, Trauerbegleiterin und Supervisorin und begleite von Herzen gerne Frauen, Männer und Paare auf ihrer Kinderwunschreise. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie steinig und lang sich dieser Weg anfühlen kann und ich bin froh heute sagen zu können, dass ich meinen selbst bestimmten und zufriedenen Weg im Leben gefunden zu haben.
Herzliche Grüße,
Birgit