Teil 5: Was können mögliche Ursachen für die Kinderlosigkeit sein?

Meist werden die Gründe für die ausbleibende Schwangerschaft zuerst bei der Frau vermutet, jedoch sollte von Anfang an auch der männliche Part in die Ursachensuche mit einbezogen werden, da Sterilität bzw. Infertilität immer ein gemeinsames Thema von Mann und Frau darstellt und nicht weniger oft eine körperliche Einschränkung beim Mann diagnostiziert wird. Lt. Österreichischem IVF-Register Jahresbericht 2021 betrafen über 55 % der Indikationen, für welche Geldleistungen aus dem IVF-Fond beantragt wurden, den Mann, 15 % die Frau, der Rest beide Geschlechter. Bei Frauen sind hormonelle Störungen, wie zum Beispiel ein Ungleichgewicht von männlichen und weiblichen Sexualhormonen, eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder eine Fehlfunktion des Hormones Prolaktin, die häufigste Ursache von Fruchtbarkeitsstörungen, welche sich in unregelmäßigen Zyklen oder ausbleibenden Menstruationsblutungen äußern können. Es können jedoch auch Endometriose (Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut), Verschlüsse der Eileiter oder Gebärmuttererkrankungen der Grund für die ausbleibende Schwangerschaft sein. Beim Mann liegen am häufigsten Einschränkungen bei der Samenbildung oder auch dem Samenzelltransport vor. 

Häufig mündet die langwierige Suche nach einer Ursache jedoch auch in einer für die Betroffenen äußerst unzufriedenstellenden Diagnose, nämlich dann, wenn mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft keine medizinische Ursache für das Ausbleiben einer Schwangerschaft gefunden werden kann. Diese für viele Betroffene besonders belastende Diagnose nennt man „idiopathische Sterilität“. Dabei handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose, die dann gestellt wird, wenn keine organischen und keine psychischen Gründe (mit den aktuell vorhandenen diagnostischen Möglichkeiten) gefunden werden können. Diese Diagnose wird mit einer Häufigkeit von ca. 10 – 15 % gestellt. Da körperlich keine Ursache gefunden werden kann, schließen die Betroffenen häufig auf unbewusste psychische Blockaden, jedoch aus psychodiagnostischer Sicht unterscheiden sich diese Paare nicht von anderen Paaren mit Kinderwunsch. Gerade diese Diagnose stellt für Betroffene eine große Belastung dar, da ohne medizinische Ursache auch kein Ansatz für bestimmte Therapiemöglichkeiten vorhanden ist. Der Herzenswunsch nach einem leiblichen Kind scheint auch mit medizinischer Hilfe nicht erfüllbar zu sein und die psychische Belastung steigt zusätzlich an. 

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass biologische, seelische und soziale Faktoren sowohl bei der Entstehung der Fruchtbarkeitsstörung als auch bei der Bewältigung dieser Krise, eng miteinander verknüpft sind und sich wechselseitig verstärken. Zu den biologischen Faktoren zählen neben organischen Einschränkungen, das Alter der Frau, aber auch Ernährungsgewohnheiten, Genussmittelmissbrauch, Arbeitsplatz- und Umweltbedingungen. Zu den seelischen oder familiären Faktoren zählen unter anderem eingeschränkte Bewältigungsmöglichkeiten von Krisen, unverarbeitete Schicksalsschläge aus der Vergangenheit und aktuelle oder vergangene starke seelische Belastungen. Zu den sozialen Faktoren zählt, dass „Kinderkriegen“ immer noch meistens die Idealform für Paare im fruchtbaren Alter darstellt. Dazu gesellt sich die in der Öffentlichkeit vorherrschende Meinung, dass eine Schwangerschaft problemlos durch entsprechende medizinische Behandlungsmöglichkeiten herstellbar sei. 

Da all diese Themen alleine oder als Paar schwer zu erkennen bzw. verarbeiten sind, bietet die psychosoziale Beratung Raum für Gespräche, Gefühle und ganz viel Herz. Oft hilft bereits ein Aussprechen und Gehört werden, damit die seelische Last etwas leichter zu tragen ist. Auch Meditationen, Phantasiereisen oder Rituale sind bewährte Mittel um wieder Kraft zu schöpfen.

Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe hört niemals auf.

Alles Liebe,

Birgit

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