Teil 1: Rund um die Welt des unerfüllten Kinderwunsches

In diesem ersten Teil des Kinderwunschblogs möchte ich gerne ganz generell über die Relevanz des Themas unerfüllter Kinderwunsch in unserer Gesellschaft schreiben. Menschen, welche nicht mit dem Thema konfrontiert sind oder waren, sind sich der Tragweite oft gar nicht bewusst und können sich nur schwer in Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch hineinfühlen und deren Leidensdruck nachspüren, weil bei ihnen vielleicht das Schwanger-werden ganz reibungslos geklappt hat. Was kann sich so schwer anfühlen, obwohl es noch gar nicht reell auf der Welt war?

Meist trifft ein unerfüllter Kinderwunsch Frauen und Männer völlig unerwartet, weil sich kaum jemand mit dem Thema vorab beschäftigt hat. Er führt bei längerem Andauern häufig zu sehr hohen Belastungen, welche körperlicher als auch finanzieller Natur sein können, insbesondere, wenn im Laufe der Zeit auch reproduktionsmedizinische Behandlungen in Kinderwunschzentren in Anspruch genommen werden. Es kommt jedoch auch vor, dass diese Behandlungen nicht gleich zum gewünschten Erfolg führen und die Betroffenen sich immer wiederkehrenden Enttäuschungen stellen müssen. Dazu kommen seelische Belastungen, welche oft schleichend über die Dauer der Kinderwunschreise größer und intensiver wahrgenommen werden und von welchen Frauen und Männer gleichermaßen betroffen sind. Negative empfundene Gefühle wie Angst, Neid und Scham tauchen manchmal in noch unbekannter Intensität auf und der innerlich wahrgenommene Druck beginnt zu steigen. Betroffene sprechen hierbei auch von einer „Achterbahn der Gefühle im Vier-Wochen-Takt“ und ringen mit ambivalenten Gefühlen, wie Hoffnung und Sehnsucht auf der einen, und Verzweiflung, Angst und Trauer auf der anderen Seite.

Die Anzahl der ungewollt kinderlosen Paare steigt seit Jahren immer weiter an. Kinderwunschzentren berichten inzwischen, dass bereits jedes 5. Paar mit Kinderwunsch ungewollt kinderlos ist. Gleichzeitig wird dieses Thema in unserer Gesellschaft jedoch weiterhin tabuisiert, wodurch die Betroffenen mit ihrer Situation häufig allein bleiben und sich in einer Spirale aus Selbstzweifeln, Ängsten und wiederholten Enttäuschungen wiederfinden. Auch die in der Gesellschaft verbreitete Meinung, dass Kinderlosigkeit etwas mit innerer Einstellung, Lockerheit oder Stress zu tun hat, erhöht den Druck auf das Paar immens, da sie dazu führt, dass sich die Betroffenen selbst verantwortlich für ihr Leiden fühlen. Darüber hinaus vermitteln Kinderwunschkliniken den Eindruck, das Kinderwunschthema rasch und komplikationslos lösen zu können, doch treten auch hier nur allzu häufig psychisch belastende Erfahrungen beim Nichteintreten einer Schwangerschaft auf.

Gerade in dieser Zeit des Wartens ist es für Frauen und Männer eine äußerst wertvolle Unterstützung, im Prozess des Elternwerdens (oder auch Kinderlos-Bleibens) begleitet zu werden, um der psychischen Belastung Raum zu geben, die negativen Gefühle besser integrieren und sich wieder den positiven Seiten des Lebens zuwenden zu können. Meist handelt es sich bei unerfüllten Kinderwunsch um eine (Lebens-)Krise, welche mit Begleitung einfacher und schneller durchlebt werden kann. Darum bietet gerade die psychosoziale Beratung die optimale Unterstützung, um die psychosomatische Gesundheit aufrecht zu erhalten und Entlastung auf seelischer, geistiger und körperlicher Ebene zu erfahren. Bei unerfülltem Kinderwunsch ist gerade die Entspannung immens wichtig, um das Leben wieder gelassener, freudiger und vertrauensvoller wahrnehmen zu können.

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