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In der Phase der Isolation beginnen sich oft Schuld- und Schamgefühle in die emotionale Welt der Betroffenen zu mischen. Die Fragen nach dem Warum tauchen auf und es wird nach persönlichen Verfehlungen in der Vergangenheit gesucht, wie z. B. Schwangerschaftsabbrüche, Krankheiten oder auch Zu-Langes-Zuwarten und Konzentration auf eine berufliche Karriere.
Im Verlauf einer lang andauernden Kinderwunschreise ziehen sich ungewollt Kinderlose oftmals mehr und mehr in die soziale Isolation zurück. Ein unbedachtes Nachfragen von Außenstehenden nach geplantem Nachwuchs wird oftmals als Kränkung empfunden. Familienzusammenkünfte werden nach und nach immer mehr vermieden, um nicht auf ungewünschte Fragen eingehen zu müssen. Auch Kontakte zu Freunden mit Kindern werden vielleicht unbewusst reduziert oder sogar abgebrochen. So wird das Thema Kinderwunsch zum Tabu. Viele Frauen machen die Erfahrung, dass sie lähmende Angst empfinden, auch trotz all der medizinischen Unterstützung, nicht schwanger werden zu können und dass sie vielleicht niemals im Leben ein leibliches Baby im Arm halten können. Mit diesem unvorstellbaren Gedanken und der damit einhergehenden Angst sind die Paare in ihrer Isolation allein gelassen, solange ihr Kinderwunsch immer noch ein Geheimnis ist und die Verzweiflung beginnt zu steigen.
Ein solcher Rückzug ist eine ganz normale Schutzreaktion, um Nachfragen Anderer aus dem Weg zu gehen und sich nicht mit dem Anblick von Schwangeren oder Säuglingen auseinander setzen zu müssen. Diese Reaktion ist mehr als verständlich und kann gerade nach einer kurz zurückliegenden, unerfolgreichen Kinderwunsch-Behandlung auch hilfreich und notwendig sein, um wieder emotional in seine Balance zu finden. Auf Dauer belastet eine Isolation jedoch die Psyche immens und eine gut überlegte Sich-Öffnung im Familien- oder Bekanntenkreis kann zu einer großen Erleichterung (auf beiden Seiten) führen. Endlich ist man nicht mehr allein in seiner scheinbar hoffnungslosen Welt und muss seine Traurigkeit nicht mehr verstecken.
Die systemische, psychosoziale Beratung bietet den Rahmen, über die ungewollte Kinderlosigkeit zu sprechen und belastende Dinge mit einer neutralen Person zu beleuchten. Es können auch Strategien gefunden werden, welche neuen Wege begangen werden können, um einen Weg aus der Isolation zu finden.
Insbesondere wenn keine medizinischen Gründe für die Infertilität gefunden werden können, werden die Paare mit den immer gleichen Fragen geplagt, warum gerade sie betroffen sind und was sie in der Vergangenheit falsch gemacht hätten. Wenn nur ein Partner von einer organischen Ursache betroffen ist, kann die Frage nach dem Warum sehr quälend sein, gerade wenn sich der betroffene Partner die Schuld dafür gibt, dass der andere Partner nicht mehr glücklich sein kann. Dies kann so weit führen, dass es zu Trennungsfantasien aufgrund von Schuldgefühlen kommt.
Häufiger als Männer durchleben Frauen ein- oder mehrmals Phasen von depressiven Verstimmungen während der Kinderwunschzeit. Der Alltag wird zur Last, Freizeitaktivitäten werden vernachlässigt und auch der Urlaub bietet keine Erholung bzw. Freude mehr. Es treten häufig körperliche Symptome wie Schlaf- und Gewichtsprobleme, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen etc. auf, begleitet von genereller Kraftlosigkeit. Meist ist diese Zeit mit einer Art von Sprachlosigkeit auf beiden Seiten in der Paarbeziehung verbunden.
Gerade in dieser Phase ist eine mentale oder psychologische Begleitung mit Entspannungs- und Ressourcenübungen und Fokussierung auf die positiven Seiten des Lebens wichtig, um sich für das „Leben außerhalb des Kinderwunsches“ wieder zu öffnen. Ich begleite auch dich sehr gerne durch diesen schwierigen Lebensabschnitt oder würde mich freuen, wenn du mich Betroffenen weiterempfiehlst, damit sie sich Entlastung holen können.
Danke fürs Lesen, Teilen, darüber Sprechen und ich würde mich über Nachrichten, Kommentare oder persönliche Gespräche sehr freuen.
Alles Liebe,
Birgit
